LabiKrim
Wissenschaftliche Dokumentation LaBiKrim (Lagebild Bevölkerungsverhalten im psychosozialen Krisenmanagement im Rahmen der COVID-19-Pandemie) für das Projekt „Lagebild Bevölkerungsverhalten als Basis für effektives staatliches Krisenmanagement“
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat in den vergangenen Jahren die gesellschaftswissenschaftliche Perspektive im Bevölkerungsschutz maßgeblich gestärkt und ausgestaltet. Dazu gehört u. a. die Konzeption von Strategien, auf welche Weise evidenzbasiertes Wissen um Bevölkerungsverhalten in Entscheidungsfindungen des Krisenmanagements eingebracht werden können. In der jüngsten Vergangenheit zeigten Lagen wie COVID-19 oder die potentielle Energiemangellage erneut, dass das tatsächliche Bevölkerungsverhalten (Lagebewusstsein, Ressourcen, Bedarfe) viel stärker als maßgebliche Bezugsgröße berücksichtigt werden muss, wenn das Postulat einer gesamtgesellschaftlichen Gefahrenabwehr effektiv umgesetzt werden soll.
Um die gesellschaftsorientierte Dimension des staatlichen Krisenmanagements weiter zu stärken, führt das BBK seit dem 01. Januar 2021 das Projekt „Lagebild Bevölkerungsverhalten als Basis für effektives staatliches Krisenmanagement“ durch. Innerhalb des Vorhabens sollte u. a. ein Prototyp für ein wissenschaftlich fundiertes „Lagebild Bevölkerungsverhalten“ als anschlussfähiges Konzept entwickelt werden. Dieses Lagebild sollte dabei für verschiedene Ebenen skalierbar sein: von der Makroebene aus der Perspektive Bund (bundesweit relevante Dynamiken größerer Gruppen) über die Mesoebene verschiedener Communities bis hin zur Mikroebene der Individualbedarfe (z. B. der Psychosozialen Notfallversorgung PSNV). Bei der Konzeption von Innovationen, wie es bei diesem Projekt der Fall ist, muss eine nachhaltige Implementierbarkeit gewährleistet sein. So ist es z. B. essentiell, dass die wissenschaftlich fundierte Konzeptentwicklung „Lagebild Bevölkerungsverhalten“ einen klaren Praxisbezug aufweist, der durch die Integration lagebezogener Praxisbeispiele gewährleistet werden kann.
Nachdem bereits mit dem Projekt DokoPsy, das von Prof. Harald Karutz durchgeführt wurde, ein Praxisbeispiel auf Ebene einer nordrhein-westfälischen Stadt (Mülheim an der Ruhr) dokumentiert und analysiert werden konnte, hatte das IRE mit dem Projekt LaBiKrim nun die Gelegenheit, eine Vergleichbarkeit der Stadt Mülheim mit einem Landkreis in Bayern (Aichach-Friedberg) herzustellen: Im Rahmen der Coronavirus-Pandemie hat der Landkreis ein kommunales psychosoziales Krisenmanagement etabliert. Durch das Einsetzen einer Fachberaterin PSNV (psychosoziale Notfallversorgung) wurde von März 2020 bis Mai 2022 in der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) des Landratsamtes Aichach-Friedberg ein Lagebild Bevölkerungsverhalten erstellt und als eigenständiges Element zur Lagedarstellung und Lagebeurteilung in die Krisenstabsarbeit eingebracht. In Folge dessen wurden Maßnahmen und Angebote etabliert, um die einzelnen Bevölkerungsgruppen bei der Bewältigung des Pandemiegeschehens konstruktiv zu begleiten und zu unterstützen.
Ziel des Projekts war die Erarbeitung einer systematischen Dokumentation des Lagebildes Bevölkerungsverhalten innerhalb eines kommunalen psychosozialen Krisenmanagements im Landkreis Aichach-Friedberg.
So können die Erkenntnisse aus dem Landkreis Aichach-Friedberg nicht nur mit dem Krisenmanagement der Stadt Mühlheim an der Ruhr verglichen werden, sondern auch die Projektziele des Lagebild Bevölkerungsverhalten unterstützt werden. Die Dokumentation wurde von der Fachberaterin PSNV des Landkreises Aichach-Friedberg Angela Hammerl durchgeführt und fand in Zusammenarbeit mit Prof. Karutz statt, der die beiden Dokumentationen am Ende nach von ihm entwickelten Kriterien zusammengeführt hat.
Laufzeit des Projekts: 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Harald Karutz
Drittmittelgeber: BBK